Zurück zu den Einsichten

Kenne deinen Feind

Stephen White
enemy.jpg
© © Mohd KhairilX | Shutterstock.com

Philip Green kündigte letzte Woche an, dass die Arcadia Group seiner Frau (Topshop und Miss Selfridge) umstrukturiert werden soll. Die Öffentlichkeit reagierte darauf hin mit Schadenfreude. Diejenigen aber, die in direktem Geschäftskontakt mit Philip Green stehen, vor allem die Vermieter seiner Geschäfte im ganzem Land, haben aufgestöhnt, weil schon wieder ein Einzelhändler unterzugehen droht – sofern sie nicht zusammen halten und die Mieten kürzen.

 

Arcadia ist nicht die erste, die es trifft und sie wird nicht die letzte sein. Debenhams scheint ebenfalls konkursreif zu sein. House of Fraser wurde zwischenzeitlich von Mike Ashley geschluckt. Kingfisher, zu denen Staples und Office World gehört, signalisiert Probleme und erwägt Geschäftsschließungen. Und es folgen weitere.

 

Die beiden großen Immobilienagenturen CBRE und JLL haben bereits vermeldet, sie würden nicht mit Arcadia zusammen arbeiten. Das ist vielleicht eine strategische Maßnahme um alles abzublocken zu können, aber letztendlich gibt es für die Eigentümer der Innenstadtimmobilien andere Zielsetzungen, die derartige Verhandlungsstrategien aufweichen werden. Das betrifft auch die Einzelhändler.

 

Die Vermieter und die Einzelhändler sehen sich als Verhandlungsgegner in der Mietpreisfrage, aber sie liegen falsch. Tatsächlich sind sie Partner gegen einen gemeinsamen Feind – das Online-Shopping.

 

Das Einkaufsverhalten hat sich durch das Internet drastisch verändert. Wir können das alle am schleichenden Verfall der Einkaufs-Zentren sehen. Abgesehen von ein oder zwei Ausnahmen müssen wir nur unsere eigene, zunehmende Vorliebe für das Online-Shopping betrachten. Die Online-Giganten haben viele Vorteile gegenüber den Einkaufsmeilen, zum Beispiel in den Verkaufspreisen, der Unternehmensbesteuerung und in der Lagerhaltung.

 

Das Resultat ist eine geringere Kundenfrequenz, reduzierte Absatzzahlen und damit kleinere Gewinne in den Geschäftsvierteln. Das bedeutet, die Einzelhändler können die aus den früheren Geschäftsergebnissen resultierenden hohen Mieten nicht mehr bezahlen. Gezanke zwischen Einzelhandel und Vermieter geht aber am Problem vorbei. Sie müssen zusammenhalten und gemeinsam gegen ungerechte Besteuerung und für verbraucherfreundliches, physisches Einkaufen kämpfen – bessere Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, billigeres und einfacheres Parken, verbesserte Infrastruktur in den Mittelstadtlagen usw.

 

Ich möchte darauf hinweisen, dass es hier nicht um das Einkaufen oder die Mietkosten geht, sondern darauf, wie schnell ein falsches Feindbild entsteht. Man lässt sich auf eine falsche Fährte leiten und entwickelt deshalb falsche Verhandlungsstrategien. Sun Tsu erklärt dies treffend: Wenn du deinen Feind kennst, und wenn du dich selbst kennst musst du auch hundert Schlachten nicht fürchten. Wenn du dich kennst, aber deinen Feind nicht, wirst du für jeden Sieg auch eine Niederlage erleiden.

 

Stephen White
Mehr von Stephen White:
Qualifikation
Nichts geht mehr
Zurück zu den Einsichten

Abonnieren Sie unseren Blog

Diese Webseite ist durch reCAPTCHA und Google geschützt Privacy Policy und Terms of Service . Wir respektieren Ihre Privatsphäre. Weitere Informationen finden Sie in unserer Privacy Policy.