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Ein guter Deal für ein Meer, das keins ist

Robin Copland
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© Peter Hermes Furian | Shutterstick.com

Das Kaspische Meer ist kein Meer. Es ist von Land umgeben und hat keine Verbindung zu den Ozeanen, sollte also besser Kaspischer See heißen. Allerdings ein großer See. Die fünf Anrainerstaaten Aserbaidschan, Iran, Turkmenistan, Russland und Kasachstan haben kürzlich eine Vereinbarung getroffen, die einen zwanzigjährigen Streit um die dortigen Gas- und Ölvorkommen beendet hat.

 

Der russische Präsident Putin würdigte das Abkommen als „einen wichtigen Moment“ und „einen Meilenstein für alle unsere Länder“. „Wir haben ein Abkommen über den rechtlichen Status des Kaspischen Meers unterzeichnet. Es handelt sich um eine internationale Vereinbarung, die detailliert und umfassend die Rechte und Pflichten der angrenzenden Staaten regelt.“

 

Der iranische Präsident Hassan Ruhani ergänzte „Das Kaspische Meer gehört nur den Kaspischen Staaten.“

 

Sobald diese zwei Staaten sich zusammen tun, sollten wir aufhorchen. Es steckt vielleicht mehr dahinter als man glaubt. Die Aussagen der beiden Staatsmänner waren tatsächlich sehr gut gemeint. Und fairerweise muss man auch sagen, dass sie einen Vorteil für den Westen, genau genommen für ganz Europa bieten. Der neue Zugang zu den Gas-und Ölreserven beendet alte Versorgungsprobleme.

 

Ben Judah, ein bekannter Journalist und Experte für diese Region behauptet, das Hauptanliegen der Russen sei gewesen eine Garantie zu erhalten, dass keine fremden Militärstützpunkte am Kaspischen Meer errichtet werden können. Dafür dürfen untereinander Pipelines verlegt werden, ohne russische Beteiligung. So wurde gewährleistet, dass für alle Kaspischen Staaten, vor allem für Russland ein Win-win-Deal entstand. Und auch aus europäischer Sicht ist der Zugang zu turkmenischem Gas und Öl ein großer Gewinn.

 

Warum „vor allem Russland“? Seit dem Zusammenbruch der UdSSR hat seine Macht in der Region merklich nachgelassen. Das neue Abkommen festigt nun die russische Militär-Präsenz. Vor Kurzem hat Russland von dort Raketen nach Syrien geschickt und das Kaspische Meer dient der russischen Marine, um von dort aus den Mittleren Osten zu überwachen. Es müssen keine Konflikte mit Fremdstaaten befürchtet werden, und so festigt sich der russische Einfluss durch die Errichtung von Militärstützpunkten und Horchposten. Keine amerikanischen oder chinesischen Schiffe im Kaspischen Meer. Das sind sehr gute Nachrichten für Russland.

 

Was musste Russland dafür leisten? Man kann sich jetzt nicht mehr über die Pipelines der Anderen beschweren. Und die geschwächte russische Position in der Region, vor allem der Einfluss auf Turkmenistan konnte ohnehin nicht mehr viel verlieren.

 

Aus Verhandlungssicht bedeutet das, die Zugeständnisse aus der Sicht des Anderen zu betrachten. Russland hat dies sehr klug genutzt. Man hat zugestimmt, den schwelenden Konflikt mit den Pipelines zu beenden und dabei die eigene militärische Zukunft in der Region abgesichert.

 

 

Robin Copland
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